Unser Thomas - fleissig wie immer

Ziegel - nicht als Ziegel

Ziegel wohin man schaut

D ie Platte war getrocknet und es traten, dank Andreas heldenhaften Einsatzes (die Leber bedankt sich), keine Risse auf. Während dessen war ich schon in harten Ziegelpreisverhandlungen mit der Firma Buhl. Hart deshalb, weil ich der Meinung war, daß das teuerste an einem Haus die Ziegel sind - großer Irrtum!!!

 

Dann war es soweit. Der Buhl-LKW brachte eine Ziegelpalette nach der anderen und ich durfte Sie mit der "Katze" auf der Fundamentplatte abstellen. Natürlich ließ ich große Abstände zwischen den Paletten um nachher meinem Baustellenobermauer die Ziegel, flott flott, zureichen zu können (er sollte ja nicht um mein Geld faul rumstehen sondern tüchtig roboten). Als die zweite LKW-Ladung gelöscht war und alle Paletten auf der Platte schön verteilt waren, fragte mich der LKW-Fahrer, wo er den die noch zu liefernde dritte Ziegelladung abladen sollte.

 

Innerliche Krisenstimmung meinerseits. Ich ließ mir aber nichts anmerken und begann mit meiner Umschlichtaktion. Habe ich schon erwähnt das es bereits Mittags war, die Sonne senkrecht über mir stand und mir das Gehirn weichkochte?. Wie auch immer, als die dritte Ladung eintraf, waren alle Paletten umgeschlichtet und auch Platz für die letzte Ladung. Da passte nicht mal mehr eine Maus dazwischen.

Mein Vater, der Mischmaschinenkönig

Poldi wollte am nächsten Morgen um 6.00 zum Mauern beginnen. Daher Plan hervorgeholt um alle Türen und Fenster schon auf der Platte zu markieren. Ich begann mit meiner Markieraktion und stellte bald fest - da paßt irgendwas nicht. Also nochmal von vorne und wieder Markierungen angebracht - es paßte noch immer nicht. Die Platte sah danach schon aus, als ob eine Partie Straßenkünstler vorbeigeschaut hätte. Tageskrise die Zweite!!! (Das Wort Krise wird in diesem Baustellenreview noch öfters vorkommen - stoßt euch nicht daran). Also erstmal planlos herumgerannt und ein paar Bier zur Nervenberuhigung gezischt.

 

Gott sei Dank kam Andreas von der Arbeit nach Hause und mit fachmännischem Blick erkannte er sofort: Theorie (=Plan) paßt mit Realität (=Platte) nicht so ganz zusammen. der Schuldige war bald ausgemacht: POLDI. Fragt mich nicht wieviele Zentimeter ein Meter bei ihm hat. Jedenfalls war die Platte um über einen Meter größer als geplant geworden. Um Mittenacht und eine Kiste Bier ärmer waren wir fertig und pünkltich um 6.00 Uhr begann die Mauerhochziehakation mit einem ausgewachsenen Kater.

Von der ersten Reihe bis zur Decke

Schön langsam nimmt es Formen an

Ich hatte mir Urlaub genommen um "was weiter zu bringen". Es war ein Jahrhundertsommer. Keine Wolke am Himmel auszumachen. Die Sonne brannte erbarmungslos herab und genauso erbarmungslos war unser Oberpfuscherpapa Podli. Die ganzen Tage hetzte ich zwischen Ziegelpaletten, Mischmaschine und Maurer hin und her und trotzdem war er nicht zufrieden zu stellen.

 

"Wo bleibt des Meuta". "Zah au, i brauch Ziegl" "Geh hoil ma a Bier" war seine hauptsächliche Konversation. Zum Glück für mich dürfte er eine Flatrate mit der Telekom gehabt haben da er oft und gerne telefonierte, während er mir Anweisungen gab. Das gab mir die Chance meine heraus hängende Zunge ab und zu wieder hinein zu stopfen.

 

Ich habe "zwei linke Hände". Mein einziger Kontakt mit Werkzeug bestand, bis dahin, sie mir anzusehen. Ihr könnt mir glauben - das änderte sich blitzartig. Motorsäge, große und kleine Flex, Hilti und so weiter und so fort. Zur allgemeinen Belustigung der Arbeiter und immer in Gefahr irgendeines Körperteils verlustig zu werden, vergingen die Tage. Aber ich lernte - zumindest ein bisschen.

Aufstand der "Hackler"

Ekelhaftes Zeugs und so

Das wichtigste, was ich in dieser Phase lernte war eine Bierflasche zu öffnen. Flaschenöffner gab´s keinen, oder war nie dort wo er hätte sein sollen und so mußte man kreativ werden. Also, heute krieg ich so eine Flasche mit wirklich allem auf. Außer mit den Zähnen, dazu bin ich zu feige.

 

Als Bauherr schaut man auf´s Geld. Das billigste Bier das im Supermarkt angeboten wurde war Schützenbräu. Das kostete dazumal im Angebot ATS 66,--. Umgerechnet sind das Euro 4,80. Normales Bier war fast doppelt so teuer. (Anmerkung 2008: Eine Kiste des normalen Bieres kostet zwischen Euro 14 und Euro 16 - ich bin ja so froh über die neoliberalen EU-Globalisierer - ein Hoch den Iren, Hr. Gauweiler und der Verfassungsklage in Österreich!!!!) Keine Ahnung was da drinnen war, aber nach der zweiten, dritten Flasche, eiskalt runter geschüttet, waren deine Geschmacksknospen sowieso tot und es schmeckte dann gar nicht so übel.

 

Das ging einige Wochen gut. Gelegentliches Murren der Belegschaft wurde von mir gekonnt ignoriert. Erst als die Arbeitsleistung zu sinken begann und mir schlußendlich die Arbeitsniederlegung angedroht wurde mußte ich handeln. Also, schnell rein ins Auto, in den Supermarkt und richtiges Bier besorgt. An dem Tag ging, außer beim leeren der Kisten, nicht mehr viel weiter und am Abend stand ich schon wieder im Supermarkt.

 

Abgesehen von meinem Geld, das die Schluckspechte da in die Ecke stellten, hatte ich jetzt noch 6 Kisten Schützenbräu auf Lager, für die es keine Abnehmer mehr gab - außer mir. So kam es, daß während alle anderen das richtige Bier genießen durften ich noch wochenlang das ekelhafte Zeugs runter schütten mußte. SaufkopfStrafverschärfend kam natürlich noch hinzu, daß ich mir nichts anmerken lassen durfte. Den Tag der letzten Flasche Schützenbräu hab ich dann ganz allein mit mir gefeiert.

Die Geschoßdecke oder wie lese ich einen Deckenplan

Alle Deckenziegel auf ihrem Platz

Endlich waren die Mauern hochgezogen. Jetzt gingen wir daran eine Geschoßdecke zu bauen. Von der Firma Buhl wurde der Deckenplan gezeichnet, ich bestellte die Deckenziegel (1 Stück hatte 23 Kilo) und eines Tages im Morgengrauen wurden die Deckenträger geliefert. Ganz schön viele, wie ich feststellen mußte. Ich dachte urspünglich, die Deckenträger werden gleich an ihrem richtigen Platz mit dem Kran abgeladen und hatte mir den Plan nicht so gaaanz genau angesehen. Aber ich wurde schnell eines besseren belehrt, als der LKW-Fahrer mich fragte: "Wo soll ich denn den Haufen abladen?". Krisenstimmung machte sich breit - wieder einmal. Wenigstens war ich so schlau und sagte ihm, er solle die Träger gleich auf die Mauerkrone legen. Als er weg war schaute ich mir den Deckenplan dann ganz genau an. Von allen Seiten. Wurde aber nicht wirklich schlauer daraus. Zur Nervenberuhigung habe ich dann ein wieder ein paar Bierflaschen geköpft. Inzwischen ging das schon schneller. Ich brauchte ja den Öffner nicht mehr suchen.

 

Gott sei Dank kam dann Andreas nach Hause (ich merke ich wiederhole mich, aber ich schätze das kommt noch öfters vor). Profi der er ist, nahm er das Kommando gleich in die Hand. Erwähnte ich schon, das ich nicht schwindelfrei bin? Nein? War echt lustig das Austragen der Deckenträger - für die anderen. Andreas auf der einen Seite (stehenden und den Träger in der Hand haltend) und ich auf der anderen Seite (knieend und den Träger immer ein Stückchen mit einer Hand nach vorne schiebend) wurden die Träger "ausgetragen". Hat ein bisschen länger als üblich gedauert, aber am Ende waren alle dort wo sie hingehörten.

 

Danach war Deckenziegel schupfen angesagt. Dafür organisierten wir vier "wilde" Holzknechte aus dem Waldviertel. Die legten ein Tempo an den Tag, das mir hören und sehen verging. Innerhalb von zwei Tagen waren alle Deckenziegel an ihrem Platz. Für mich hatte es auch einen Vorteil. Zum Schnürsenkel binden brauchte ich mich nicht mehr bücken. Meine Arme waren jetzt lang genug dafür.

Das Stüberl und das liebe Wetter

Gut das es Planen gibt

Mit den Zimmerleuten war schon ein Termin fixiert worden. Ich mußte vorher nur den Teil über der alten Wirtsstube abdecken. Da wir schon Erfahrung mit einer solchen Abrißaktion hatten, gab´s dabei auch keine Probleme. Morgens begonnen und um 17.05 waren wir fertig. Den Zeitpunkt weiß ich noch ganz genau, da es praktisch seit Baubeginn nicht geregnet hatte. Wir hatten einen richtigen Jahrhundertsommer (war ganz toll beim Aufmauern) und warum sollte sich jetzt etwas daran ändern? Warum auch immer, es ändete sich und zwar blitzartig. Kaum waren die letzten Sparren auf den Anhänger aufgeladen verfinsterte sich der Himmel und es begann wie aus Eimern zu schütten.

 

Sofort alle Planen zusammengerafft und über dem alten Teil ausgebreitet. Aber Wasser findet immer einen Weg. Als sich die Wolken wieder verzogen hatten regnete es nur mehr im Stüberl weiter - stundenlang. Erwähnte ich schon die Tramdecke und den Holzfußboden?. Auf jedenfall konnten wir hier keine Trägerdecke legen, da ich sonst zum neuen Teil eine Stufe einplanen hätte müssen. Wer will das schon. Daher mußte eine Fertigteildecke gelegt werden. Wisst ihr was so eine Fertigteildecke kostet? Wenn ich es gewußt hätte, wäre das Stüberl zu diesem Zeitpunkt ebenfalls schon Geschichte gewesen. Aber dafür war es jetzt zu spät. Also Decke bestellt und geliefert. Dazu gibt´s nur noch eines zu erzählen: Die einzelnen Deckenelemente wurden mit dem Kran hochgehoben und ich mußte sie richtig plazieren. Wie üblich hatte ich nicht die geringste Ahnung wie und wohin, aber nach einiger Zeit (der LKW-Fahrer hatte wieder etwas zum Lachen) war alles an seinem Platz. Kaum fertig, begann es wieder zu regnen. Aber das war mir aber so etwas von egal. Die Decke war oben und was sollte jetzt noch passieren. Wußtet ihr das Fertigteildecken nicht dicht sind? Ich nicht. Kurz darauf regnete es schon wieder im Stüberl. Kurzer Rede langer Sinn im Ganzen waren das sicher so 5 bis 6 Überschwemmungen. Echt toll!!

 

Somit war alles für die Zimmerleute vorbereitet und auch diese Bauphase endete. Zwar nicht fröhlich aber doch zumindest feucht und wer wissen will wie der Murks weiterging der klicke auf Hausbau Teil 3