Weshalb gibt“s bei uns eine Kellergasse?

Nach langen, mühsamen Recherchen in alten, verstaubten Aufzeichungen, unzähligen Interviews mit noch nicht verstorbenen Überlebenden und noch mehr geleerten Gebinden (natürlich mit den Diesseitigen), hier nun eine umfassende, erschöpfende und hoffentlich begründeten, Auskunft:

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Unsere Kellergasserüher, als die Kotzendorfer dank der modernen Errungenschaften unserer Moderne, noch nicht ganz so mobil wie heute waren, wurde anstatt Getreide und Erdäpfel auch Wein angebaut. No na, da man dazumal die meiste Zeit mit "Ora et labora" (genauer gesagt mehr mit labora als mit ora) verbrachte, somit wenig Zeit für die entspannenden Dinge des Lebens hatte, versuchte man, die Wegzeiten bis zur nächsten Tränke kurz zu halten. Was eindeutig von einer logischen und rationellen Handlungsweise zeugt (man hat mehr Zeit, muss sich mit dem Saufen nicht so beeilen und kann trotzdem in Summe mehr reinschütten), das widerrum der gängigen Vorstellung der damaligen Städter widerspricht, dass die Landbewohner doofer als man selbst sei.
 

Anmerkung des Authors: Aus unbestätigten, dafür aber mehrfachen (genau genommen fast jeder) Quellen, dürfte es aber auch von seiten der damaligen Landbevölkerung gewisse, von mir nicht weiter verfolgte, Ressentiments gegeben haben, da mir gegenüber mehrfach der Begriff des "Weaner Bazi“s", bei meinen Recherchen unter gekommen ist. Das sei aber nur am Rande erwähnt.

Der Haustrunk

D Kelleransichten a die damaligen Kotzendorfer auch doch ab und zu etwas zum Beißen brauchten, die umliegende Ortschaften aber auch großen Durst hatten, wurden sehr schnell die ökonomischen Möglichkeiten, die sich unseren fleissigen Kotzendorfern boten, erkannt. (Als Nebeneffekt meiner aufoperungsvollen, die Leber läßt Grüßen, Recherchen wurde damit auch der Ursprung des Tauschhandels unzweifelhaft lokalisiert).
 

Wie auch immer. Die Typen in den umliegenden Ortschaften waren sehr geizig und entwickelten mit der Zeit leider, leider auch noch einen exquisiten Gaumen, womit sich für unsere fleissigen Kotzendorfer ein Problem ergab:

Wohin mit dem Geschlodere (Erläuterung für Anhänger der Biergilde: Bei hopfigen Getränken würde man bei uns zu Hause "zweiter Auf(s)guss" sagen oder, eben hochdeutsch ausgedrückt, Dünnbier ekelhaftes Zeug“s und so)?. Das Zeug entwickelte sich zu einem Ladenhüter und nicht nur das, es beanspruchte auch viel Platz in den Kellern.
 

Nun, die Überlieferungen nennen leider keinen Namen und kein Datum, fand sich ein findiger Kotzendorfer, der bei der beschwerlichen Arbeit in den Kotzendorfer Weinbergen das reine, klare Quellwasser einfach satt hatte und es mit dem "Geschloddere" zwecks Geschmacksaufbesserung vermischte. Die Quellen sind sich nicht einig, aber entweder war ursprüglich wirklich nur ein Spritzer, zwecks Geschmacksbeigabe, gedacht, oder das findige Kerlchen hatte sich seine Geschmacksknospen schon vorher, durch vorhergehenden, mehrmaligen Genuss ausgebrannt, sodaß er das Zeugs in Reinform soff.
 

Da die Kotzendorfer (nur nebenbei erwähnt) auch die Kostenrechnung erfanden, blieb ihnen gar nichts anderes übrig, als dem heroischen Vorbild des findigen Kerlchens nachzueifern (daher auch das allseits bekannte Sprichwort: "die Guten ins Fässchen, die Schlechten ins Kröpfchen).